Der Quadrupede oder Der Hund an sich

Ein Hundegedicht über unseren besten Freund

Ein Hund, der zählt (so viel ist klar)

zur großen Quadrupedenschar.

Was heißt, dass er auf Vieren läuft.

Sein Po ist elegant beschweift.

Sein Overall besteht aus Fell

und wenn er rennt, dann rennt er schnell.

Das dankt er seinem Zehengang.

Er schläft am Tag oft stundenlang,

dazwischen gähnt er oder frisst,

so wie ihm halt zumute ist.

Er stillt als gutes Muttertier

treu seiner Welpen Milchbegier

und bringt den Kleinen allerlei,

 was sie zum Leben brauchen, bei. 


Sein Ohr ist scharf, die Nase fein,

drum tunkt er sie in alles rein

und wischt sie dann, meist nicht zu knapp,

an Herrchens guter Hose ab.

Die Seinen liebt er schrankenlos,

bedingungs- wie auch hemmungslos,

denn Nächstenliebe ist ihm Pflicht.

Jedoch den Postmann liebt er nicht,

der ist für ihn ein rotes Tuch;

er kennt ihn schon an seinem Ruch.

Dann zeigt er ihm sofort den Chef

und deckt ihn ein mit Wutgekläff.

 

Die Symbiose Mensch und Hund

hat in der Steinzeit ihren Grund.

Schon damals war der Steinzeitahn

vom schlauen Wolfshund angetan

und wollte ihn nicht mehr zum Feind.

Heut ist der Hund des Menschen Freund

und darf mit ihm ins Haus hinein.

Nur muss der Hund erzogen sein,

damit die schöne Zweisamkeit

von Mensch und Tier auch gut gedeiht,   

denn Gastfreundschaft hat ihren Preis.

Ein Hund muss folgen auf Geheiß. 

So weit, so gut. Doch manchmal hat

der Hund das Folgenmüssen satt,

so dass er erst mal opponiert,

bevor er letztlich doch pariert.

 

 

Er folgt zwar, doch nicht gleich aufs Wort,

und schon auf keinen Fall sofort.

Sagt Herrchen strengen Tones »Sitz!«,

hält das der Hund für einen Witz,

bis dass er sich dann doch noch schämt 

und auf sein Hinterteil bequemt. 

Wenn’s heißt: »Mein Bett ist streng tabu!«,

weicht der durchtriebene Filou

sofort zu seines Herrchens Graus

schlau auf das heikle Sofa aus,

wobei er es ganz ungeniert 

mit Hundehaaren reich garniert.

 

Sein Dosenfutter liebt er sehr,

doch Herrchens Wurstbrot noch viel mehr,

das er sich frech, wenn nicht ertappt,

gleich ungefragt vom Teller schnappt.

Das Herrchen ist zu Recht verschnupft: 

»Du Gauner, du gehörst gerupft!«, 

erklärt er diesem unverblümt.

Hei, wie der Täter Reue mimt!

Das Köpfchen schräg, das Mäulchen feucht,

ein Winseln und er hat’s erreicht:                                                                            

Vergessen ist das Melodram, 

sein Herrchen ist ihm nicht mehr gram.

Genau genommen macht ein Hund

das Leben von uns Menschen bunt.

Er braucht bloß Kost sowie Logis,

dazu ein wenig Sympathie.

Dafür verschenkt er uns – kein Scherz – 

für alle Zeit sein treues Herz.


Der Text ist dem Buch Geliebte Rasselbande entnommen. Erschienen im Herbst 2018. Zeichnung: © Hannelore Nics.