Bellen bis zum Überdruss
schafft mir, Merlin, viel Genuss.
Stimmlich bin ich schwer in Form:
Drei Oktaven - fast abnorm
und immens facettenreich!
Kein Kollege kommt mir gleich.
Jaulen liegt bei mir im Trend,
jaulen kann ich exzellent.
Wenn mir irgendwas nicht passt,
hol ich tief und ohne Hast
reichlich Luft, füll mir die Lungen
und dann wird gekonnt „gesungen“.
Ausdrucksintensivität
braucht man, wenn’s ums Kläffen geht.
Muss gekläfft sein, kläff ich toll,
„Nimm die Schnauze nicht so voll!“,
heißt es dann und Frauchen schilt:
„Hund, dein Lärmen macht mich wild.“
Meist jedoch schwelg ich in schönen
fast sakralen Orgeltönen.
Wenn der Kehlkopf sanft vibriert
und das Stimmband jubiliert,
dann sitzt – ob jetzt Dur, ob Moll –
jeder Ton dort, wo er soll.
Muss ich lang allein verweilen,
ist‘s mein vorwurfsvolles Heulen,
das dem Nachbarn garantiert
den Gehörgang penetriert.
Denn mein Timbre schon allein
geht durch Mark und geht durch Bein.
Kommt die Post, dann heißt es murren.
Und das steigert sich zum Knurren,
bis mir, was die Schnauze füllt,
heftig aus den Lefzen quillt.
Auf den Satz „Du sollst dich schämen!“
kann ich keine Rücksicht nehmen.
Dahingegen muss ein Grollen
flüssig durch die Kehle rollen.
So nur kann ich auf den Nerven
streitaffiner Hunde surfen
wie auch andere Gestalten
locker mir vom Leibe halten.
Auch mit Sniefen, Winseln, Jappen,
stimmbruchhaftem Überschnappen
bis hinauf zum Falsettieren
kann man wahrhaft gut taktieren.
Und die Taktik ist mir eigen –
schließlich muss ich Flagge zeigen.
Drum lass ich vor allen Dingen
unentwegt das Stimmband schwingen
und treff ohne Problematik
dank der Kehlkopfakrobatik
und dank reichlichem Ozon
stets den kernig reschen Ton.
Wenn auch Frauchen leicht verzweifelt
oftmals mein Organ verteufelt,
bleib ich dennoch fest dabei:
Sie muss sein, die Bellerei!
Denn allein durch Eloquenz
zeigt ein echter Hund Präsenz.
Von © Hannelore Nics, Wien